Forschungsprojekt zur Ergotherapie in Indener Hauptschule
( Von: Antonius Wolters 5. Dezember 2013 www.aachener-zeitung.de )
Der Ball dient meist als Eisbrecher: Edith Rudig (l.) und Monika Nawrat, die in Heerlen Ergotherapie studieren, widmen sich jede Woche den Indener Goltsteinschülern. Foto: Wolters |
Inden/Altdorf. Mit der Ergotherapie, die in der Indener Goltsteinschule seit wenigen Wochen den fünften Klassen angeboten wird, betritt die Vorzeige-Hauptschule einmal mehr Neuland in dem Bemühen, ihre Schützlinge bestmöglich zu fördern. Aus dem Raum, in dem sich Monika Nawrat und Edith Rudig, die beide in der Hoogeschool Zuyd in Heerlen Ergotherapie studieren, mit einer elfköpfigen Gruppe von Fünftklässlern beschäftigen, schallt lautes Lachen in den Flur.
Der Spaß kommt offensichtlich nicht zu kurz, wenn spielerisch die motorische, emotionale und kognitive Entwicklung angekurbelt werden soll. Dazu haben die beiden Studentinnen ein Programm ausgearbeitet, das in einem Forschungsprojekt münden soll, an dem noch zwei Studienkolleginnen beteiligt sind.
Vorgeschaltet war zunächst ein Kennenlern-Tag, an dem sich die Damen hinten in die Klasse setzten, um den Umgang untereinander innerhalb der Gruppe zu beobachten. „Wir wollen unterstützen“, sagen die angehenden Ergotherapeutinnen.
Therapie und Beratung
Denen fällt beispielsweise auf, dass eines der Kinder so auf seinem Stuhl sitzt, dass seine Füße nicht ganz den Boden erreichen. Den entsprechenden Hinweis nimmt die Klassenlehrerin dankbar auf, denn auch Beratung gehört zu dem ganzheitlichen Ansatz, den die Studierenden an der Goltsteinschule verfolgen. Ziel ist es, durch eine angepasste Therapie unter anderem die soziale Kompetenz und die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern.
„Das gibt es so in Deutschland nicht“, erläutern die beiden Damen, warum sie ein Studium in den Niederlanden aufgenommen haben. Die Ausbildung zum staatlich anerkannten Ergotherapeuten erfolgt hierzulande an einer von über 200 staatlich anerkannten Schulen für Ergotherapie, dauert in der Regel drei Jahre und schließt mit einem Examen ab. Das Studium an einer Fachhochschule ist eher die Ausnahme von dieser Regel.
Die Therapie an der Goltsteinschule erfolgt mittwochs eine Schulstunde lang im Rahmen des Mittagsangebotes. Angewendet werden dabei Methoden wie das Trainieren von Fertigkeiten in kreativ-gestalterischer Form oder innerhalb gruppendynamischer Prozesse. Ziel ist es, die Kinder jeweils einzubinden und ihnen die Teilhabe an den schulischen Abläufen zu ermöglichen oder wenigstens zu erleichtern.
„Das Angebot ist auch gut für die Klassengemeinschaft“, sehen die angehenden Therapeutinnen einen angenehmen Nebeneffekt ihrer Tätigkeit, die übrigens auf Honorarbasis erfolgt. Die Finanzierung wird, wie in Inden üblich, über das Programm „Geld statt Stellen“ bewerkstelligt.
Wenn das neue Angebot, mit dem die Goltsteinschule einmal mehr eine Vorreiterrolle einnimmt, den erwarteten Erfolg zeitigt, ist eine Ausweitung auf die sechsten Klassen geplant.